Was ich nicht mehr in den Sommerurlaub mitnehme
Für alle, die im Handgepäck eh nicht viel Platz haben.
Im Gegensatz zu meinem Kleidungsstil bin ich beim Packen Minimalist: Handgepäck reicht mir. Damit war ich eine Woche in Transsilvanien, zwei Wochen im Winter in Russland, dreieinhalb Wochen an beiden Küsten der USA, vier Wochen in Thailand – und drei Monate auf einer griechischen Insel. Mein Urlaubs-Ich lässt sich bequem in 55 x 40 x 20 Zentimeter verstauen.
Das heißt auch: keine Extrakosten fürs Aufgabegepäck, kein Anstehen beim Gepäckförderband, keine vermissten Koffer und kein Suchen nach einem Aufzug, weil man sich sonst mit den 20 Kilo die Treppe hoch was zerrt. Wie viele Bikinis und Leinenhemden muss man dafür eigentlich einpacken?
Auch auf meiner letzten Reise hatte ich nur Handgepäck: zehn Tage Kalabrien. Dafür nahm ich sechs Bikinis mit, zwei Kleider, drei Wickelhosen, zwei Röcke, drei Tops und jede Menge Seidentücher, die gebunden zu so ziemlich allem werden können. Ist ja nicht so, als würde ich keine Auswahl brauchen. Und so schlenderte ich am Flughafen mit irgendwas unter zehn Kilo an all denen vorbei, die ihr Gepäck die Treppen hochhievten oder in Schlangen auf Aufzüge warteten.
Doch am Ende des Urlaubs musste ich feststellen: Auch in meinem Koffer war noch Luft nach oben. Also eigentlich nicht, aber da hätte noch Luft sein können. Denn drei Teile blieben ungetragen. Zwar werde ich die das nächste Mal wieder mitnehmen – wie gesagt, auch ich brauche Auswahl. Was aber wirklich überflüssig war, wurde mir in diesem Urlaub endgültig klar.
Mascara: echt nicht nachhaltig
Als Kind nannte mich meine Mama eine Wasserratte. Und das bin ich wohl heute noch. Ich plansche wie eine Sechsjährige: springe von allem, auf das sich hochklettern lässt, hechte mit Bauchklatscher in die Wellen und tauche nach Fischen. Mich für den Strand zu schminken wäre Sisyphusarbeit.
Insbesondere Mascara hat sich während dieses Urlaubs als obsolet herausgestellt: korrekturbedürftig beim Auftragen, aufwändig beim Abschminken. Und zwischen Meerwasser und Schweißtropfen verstecken sich meine Augen die meiste Zeit hinter meiner Sonnenbrille. Gehe ich abends ohne, gleiche ich die fehlende Wimpernfarbe mit extraroten Lippen aus.
Rundbürste: mein Pony ist eh auf Tauchgang
Meine Haare erliegen im Urlaub demselben Schicksal wie meine Wimpern: Sie sind ständig nass, entweder vom Meerwasser oder von der Dusche. Sie zu föhnen wäre also nicht nur vergebene Müh. Bei 35 Grad möchte ich auch ungern noch mehr Hitze in mein Gesicht blasen. Und das sage ich schweren Herzens, denn ich trage Pony.
Die Rundbürste werde ich von nun an zu Hause lassen. Genauso wie das Haarspray und den Reisefön. Stattdessen habe ich in Sachen Seidentücher aufgestockt: Die sind nämlich auch super Haarbänder, um Curtain Bangs im Zaum zu halten.
BHs: manche Gelegenheiten ergeben sich einfach nicht
Ich würde fast soweit gehen und sagen, dass auch Höschen im Urlaub überflüssig sind. Doch eine spontane Höhlenkletter-Aktion auf einer südostasiatischen Insel belehrte mich eines Besseren. Mit Wickelrock von einem Steinvorsprung zum nächsten zu kraxeln ist wortwörtlich Expositionstherapie. Worauf ich jedoch wirklich verzichten kann im Sommerurlaub sind BHs.
Bin ich am Strand, trage ich Bikini. Auf dem Weg hin und zurück auch. Es bleibt also wenig Zeit, die ich in anderer Kleidung verbringe. Und wenn, dann sind die Oberteile so flatterig-freizügig, dass ein BH darunter optisch keinen Sinn ergibt. Bislang nahm ich trotzdem jedes Mal einen „für den Notfall“ mit. Doch dieser „Notfall“ traf nie ein, auch in diesem Urlaub nicht. Ich kann außerdem sagen: Dem Reisepartner macht man ohne BH eine Freude. Und wir sollten sowieso viel öfter an andere denken.
Hier ein paar Dinge, die definitiv mit in den Sommerurlaub kommen sollten – natürlich handgepäckfreundlich:
Etwas in Orange: macht gute Laune, steht sonnengebräunter Haut und ist als Komplementärfarbe zu türkisblauem Meer der Knaller.
Eine Tasche aus Jute oder Bast: lässt schon am Flughafen Urlaubsstimmung aufkommen, passt zu jedem Outfit und sieht mit Sonnenmilchflecken nur noch charmanter aus.
Seidentücher: wiegen quasi nichts und sind Pareos, Wickel-Tops, Haarbänder, Gürtel und Abendtaschen in einem. Je größer, desto besser!
Teile aus Leinen: knittern, ja, aber nichts sagt mehr Sommerurlaub.
Ein Paar Sandalen, das zu allem passt: spart Zeit bei der täglichen Schuhwahl und fühlt sich so schön nach Weltenbummler an.
Lippenstift: steht jedem, der nach dem Strandtag frisch geduscht mit nassen Haaren zum Abendessen geht. Am besten in einer leuchtenden Farbe (taugt auch als Rouge-Ersatz).
Eine Analog-Kamera: damit lassen sich Momente einfangen, ohne dass man in die Versuchung kommt, den Rest der Welt ständig online zu checken.
Unbeschwertheit und Abenteuerlust: manchmal schwer zu finden, machen aber jedes Reiseziel zum Traumurlaub.
Da möchte man sofort nach Kalabrien!